Matthias Döring und Johannis Capistranus waren Franziskaner und Zeitgenossen und erbitterte
Gegner. Die beiden Vorträge (Dr. Petra Weigel zu Matthias Döring am 7. September und Johannes
Schlageter OFM zu Johannis Capistranus am 8. September) im Hohen Chor der Barfüßerkirche
stehen inhaltlich in engstem Zusammenhang.
Das Aufeinandertreffen der beiden hochrangigen Franziskaner im August/September 1452 in Erfurt
machte die extremen Auseinandersetzungen um Reformen innerhalb des Ordens öffentlich. Der
Orden bezog seine Popularität zwar immer noch aus den Maximen des Heiligen Franz von Assisi,
war aber längst insbesondere in der Armutsfrage und der Friedens- und Demutspflicht in immer
gravierendere Konflikte mit der veränderten Wirklichkeit geraten.
In Erfurt wurde Capistranus‘ Auftreten weit mehr als ein „Politkrimi“ mit öffentlichen und internen
Aspekten. Es ging um‘s Ganze: Im Aufeinanderprallen der Positionen und Methoden markierten
sich bereits die Konflikte, die siebzig Jahre später in der Reformation kulminierten. Die frühe
Reformierung des Erfurter Barfüßerkonvents unter Ägidius Mechler danken wir auch dem
Nachwirken von Matthias Döring.